Was uns die Kreuzkirche ohne Worte erzählt

Altar

„Tisch gedeckt“

Wie in den meisten Kirchen ist auch in der Kreuzkirche der große Altar (lateinisch: Tisch) das zentrale Symbol, das die Aufmerksamkeit unserer Augen auf sich zieht.

Über 120 Zentner schwer, aus rötlichbraunem Wesersandstein erinnert die Höhle auf seiner Vorderseite an das Felsengrab Jesu, an das Dunkel und den Schmerz im Leben, an das, was sonst eher unter den Tisch gekehrt wird an Konflikten, an Bedrohlichem. Doch gerade an diesem Ort des Dunkels hören die Frauen am Ostermorgen die Botschaft des Engels: Fürchtet euch nicht! Es gibt ein neues Leben! Und so geht der Blick von der Höhle unwillkürlich weiter nach oben und siehe da: der Tisch ist festlich für uns gedeckt mit Brot und Wein, geschmückt mit Kerzen und Blumen und aufgeschlagen ist die Altarbibel.

Der große Altar-Tisch sagt: Kommt, Ihr seid eingeladen. Gott, euer Schöpfer, sorgt gut für euch. Ihr sollt nicht zu kurz kommen im Leben! „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“… „Gott, du bereitest vor mir einen Tisch.“ So drückt der Psalm 23 diese unglaubliche Gelassenheit aus. So gelassen und breit wie der Altar geduldig dort vorn all unsre Gebete und Stoßseufzer, unsre großen Wünsche und unsre Enttäuschungen sich immer wieder anhört. Eine Wohltat in Zeiten so vieler kleinlicher Ellenbogenkämpfe aber auch echter Existenzangst und weltweiter Verteilungskämpfe.

Die Erntegaben aus den Gärten und vom Feld laden uns jedes Jahr am Erntedankfest ein zum Staunen, wie viel uns allen Widrigkeiten und allem Schweren zum Trotz immer wieder geschenkt ist zum Leben, wie viel wir Grund haben, zu danken. Und: dass wir sorgsam und gerecht umgehen mit Gottes Schöpfung, mit den Gütern der Erde, mit den Tieren, von denen wir leben, mit all den Menschen, die für uns das tägliche Brot bereitstellen

Der große Altar-Tisch sagt: Jesus als unsichtbarer Gastgeber schließt keinen aus, setzt sich mit uns an einen Tisch, auch mit denen, mit denen wir nichts anfangen können oder zerstritten sind. Jesus, dieser zauberhafte Mensch und Sohn Gottes kriegt das hin, dass wir miteinander auskommen und auch, dass wir untereinander teilen – beim Abendmahl das Brot und den Wein, im Alltag Freude und Leid – Sorge um den Arbeitsplatz und Glück eines neugeborenen Babys, Trauer um den Verlust eines Menschen und Hoffnung in Tagen der Krankheit, offene Herzen und politische Phantasie.

So bringt uns der Tisch in der Kirche gestärkt ins Leben zurück und bringt die Kirchengemeinden immer neu dazu, für Menschen da zu sein, die Hilfe brauchen. Und jeden Sonntag ist für Sie in der Kirche wieder der „Tisch gedeckt“.

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